Mann als Frau verkleiden an Karneval & Fasching — mehr als nur ein Karneval Gag?
Um es vorneweg zu nehmen: ich bin so einer. Jährlich Fieber ich demnach dem Tag entgegen, an welchem ich wieder in diese eine Rolle schlüpfen darf. Der Unterschied zu sonst? Ich mache es öffentlich. Denn der Tag, an dem ich den Mut habe, an einem ganz normalen Tag das Haus in Rock, Bluse und Highheels zu verlassen, ist mit Verfassen dieses Beitrages noch sehr weit entfernt.
Zwar liegt dieses Hobbyprojekt „der Mann im Kleid“ noch in den ersten Wochen und erfreut sich stets wachsender Beliebtheit, so ist es für mich trotzdem noch eine immense Herausforderung mich vor anderen zu zeigen. Die Familie weiß Bescheid. Aber keiner meiner Kolleginnen oder Kollegen noch Freunde und Bekannte ahnt etwas davon.
Darf ich mich als Mann an Karneval als Frau verkleiden?
Aber nun zum eigentlichen Thema: an Fasching als Frau verkleiden. Dieser Verkleidung werden sagenumwoben viele Geschichten angedichtet. Da sind zum einen die Geschichten über Männer, die im Herzen doch Homosexuell sein sollen, und zum anderen sollen es solche sein, die als mega langweilig gelten, da das Kostüm „Frau“ so alt wie der Karneval selbst und extrem unspektakulär sei.
Also stellen sich viele die Frage: darf oder soll ich mich an Fasching bzw. Karneval als Frau verkleiden? Ganz ehrlich? Warum solltest du dich nicht als Frau verkleiden, wenn dir danach ist?
Carpe Diem
Nutze den Karneval — oder Fasching — um deinen Mut zusammen zu kratzen und mit Stöckelschuhen auf die Tanzfläche zu brettern. Die werden heiße, neidvolle und beachtliche Blicke zugeworfen, absolut! Und auch zurecht. Denn wenn du schon auf diesen Hacken laufen und dich hübsch zurecht machen kannst, dann sei dir die Aufmerksamkeit gegönnt. Du wirst es genießen.
Auch das Zelebrieren des zurecht machens wird dich gefallen. Es ist eine absolut tolle Prozedur. Schminken, verwandeln und dabei Wein, Sekt oder Cocktails schlürfen. Wenn zudem Frauen anwesend sind, die das Zurecht machen genießen, wird es für dich umso süffisanter und amüsanter.
Sie werden es ebenso gerne tun wie du! Jeder partizipierende Teil hat genauso viel Spaß wie der andere. Du, weil du endlich einmal wieder zurecht gemacht wirst. Und die anderen, weil sie das gesellschaftliche „Ummodeln“ deiner Visage genießen.
Jetzt kommt es nur noch auf dein Ziel an! Sollen Look and Feel perfekt sein? Möchtest du auffallen? Oder möglichst gar nicht mehr als Mann erkannt werden.
Das Schrille Outfit
Wenn du klassisch unterwegs bist, also dem Karneval ursprünglichsten Sinn in seiner vollen Farbenpracht entgegnen möchtest, dann mach dein Outfit so bunt und schrill wie möglich. Auffallen um jeden Preis, lautet die Devise. Hohe Pumps gehören ebenso wie ein auffallendes Makeup zum Outfit wie Glitzer oder glänzendes Material auf deiner Haut. Wenn du dich traust, Klebe falsche Wimpern auf. Doch Vorsicht: hast du keine Übung darin ist es wie beim Laufen in Highheels: es wird dir nicht gelingen.
Ich würde dir ohnehin ans Herz legen, das Laufen in hohen Schuhen länger als nur die Woche zuvor zu üben.
Mach es deiner selbst willen. Denn dein Anspruch ist doch ein gutes Outfit. Dazu gehört neben der Optik auch der gute Gang!
Classy Outfit
Wenn du dich hingegen ganz von der Lady Like Seite zeigen willst, empfehle ich dir bei der Wahl des Outfits auf die Harmonie zu achten. Das Kleid — oder Rock & Oberteil — müssen zum Makeup und zu den Schuhen passen. Und ob nun Pailletten-Kleider oder Lederrock: heiße Blicke sind dir sicher.
Achte darauf, dass die gesamte Outfitwahl nicht zu billig rüberkommt. Zu kurze Röcke oder knappe Outfits, gepaart mit zu auffälligem Makeup wirkt schnell „Transen“-Like bzw. wie Drag-Queens und ihren ersten Gehversuchen.
Classy bedeutet, das weibliche Perfekt zu karikieren! Eine Schippe drauflegen ist dabei erwünscht. Belasse es jedoch dabei und übertreibe es nicht.
Normale für Frauen-Verkleidung
Und abschließend die dritte, coole Variante, welche auch an Halloween zum Beispiel funktioniert: Kauf dir ein klassisches Frauenkostüm und spiel deine Rolle! Ob als Vampirina, Ärztin oder Polizistin: gut kombiniert wirst du DAS Highlight des Abends sein. Und damit meine ich beispielsweise folgende Zusammenstellung. Kombiniere ein Vampirina Kleid mit einer Netzstrumpfhose, 60er Jahre Samthandschuhen und roten Plateau Pumps. Dazu Perücke und Kontaktlinsen (Achtung: auch hier will vorher reichlich geübt worden sein ohne Makeup!) und mit passender Clown-Schminke noch weiße Farbe ins Gesicht gezaubert.
Aber niemand weiß, dass ich mich gern als Frau verkleiden möchte
Das ist jetzt natürlich erstmal relativ ungünstig. Daher gilt es, schon vor dem Karnevalsauftritt auszuloten, wem du von deinem Vorhaben wie viel erzählen sollst. Denn, dass es dir mehr bedeutet, weiß ja keiner. Du würdest sehr schnell nerven, wenn Du tagein tagaus nur über dieses Thema sprichst. Für alle Beteiligten wird es nur ein Outfit sein, nicht mehr.
Dennoch empfehle ich dir vorab eine Person in dein Vertrauen zu ziehen, die dich schminkt. Zum lokalen Kosmetikstudio wirst du ja gleich zweimal nicht gehen, um dich zurecht zu machen. Wobei ich sagen muss: es lohnt sich allemal!
Denn ansonsten gibt es nur die zweite Möglichkeit: lenke zufällig mal ein Gespräch mit weiblicher Beteiligung darauf, dass du sowas ja niemals machen würdest. Du wirst schnell sehen, viele Frauen haben Spaß daran Männer „zurecht“ zu machen. So kannst du zum einen Humor beweisen und kommst ganz einfach zum anderen zu deinem perfekten Makeup.
Du kannst jedoch auch üben. Das muss aber lange vor dem Event schon passieren. Schau dir in YouTube schmink Tutorials an. Ob von Drag Queens oder Frauen spielt dabei keine Rolle. Mit Makeup umgehen können beide meist sehr gut. Schmink die Looks selbst vorm Spiegel nach. Denn beim großen Tag hast du wenig Möglichkeiten dich mit dem „Werkzeug“ vertraut zu machen.
Alles in allem soll es dir aber ganz ohne Druck vor allem eines bereiten: jede Menge Spaß. Und bedenke!
Makeup verläuft sowieso, wenn du schwitzt. Für alle anderen ist es „nur“ eine Verkleidung. Und zu guter letzt: jeder Mensch ist am allermeisten mit sich selbst beschäftigt.